Rede vor der JSVP in Heerbrugg (nach dem Besuch der Grenzwacht)

veröffentlicht am Samstag, 09.06.2007 01.21 Uhr


Wir sind daran, die hart erkämpfte Freiheit unserer Vorfahren zu verspielen.

 

Es gibt 2 grosse Gefahren für die Freiheit.

Erstens:
Die Abschaffung der Grenzen, Ihr habt heute viel darüber erfahren, warum Grenzen wichtig sind.

 

Zweitens: Unser riesiger Schuldenberg. Ich erkläre Euch warum. Dazu erzähle ich Euch ein persönliches Erlebnis.

 

Geschätzte Jung-SVPler

 

Als ich in Eurem Alter war, wollte ich immer in die weite Welt hinaus. Ich bin dann auch gegangen und habe in 19 Ländern gearbeitet. Viel Schönes und Gutes habe ich gesehen und erlebt. Aber auch Anderes. Das Schlechte hatte meistens den selben Ursprung: Korruption und Staatsverschuldung.

 

Argentinien ist ein gutes Beispiel, in welches Elend der Sozialismus führt. 14/15 Stunden mit dem Flugzeug, und wir sind dort. In einem Land, wo es viele Kühe, das beste Fleisch, gute Fussballer, riesige Ebenen, schöne Skigebiete und schöne Frauen gibt.

 

Argentinien ist mehr als 60 Mal so gross wie die Schweiz. Trotzdem leben nur knapp 40 Millionen Menschen dort. Vom Süden bis in den Norden ist es weiter als von den Kamelen bei den ägyptischen Pyramiden bis zu den Eisbären am nördlichen Polarkreis. In der Pampa draussen wird die Adresse nicht mit Hausnummern angegeben. Eine Familie wohnt zum Beispiel an der Strasse Buenos Aires – Mar del Plata, Kilometer 342, der „Nachbar“ bei Kilometer 356.

 

1991/1992 arbeitete ich auf der Schweizer Botschaft in Buenos Aires. Auch in den Jahren 2000 und 2001 war ich in Argentinien. Als Marketingchef bei der Junioren-WM im Fussball.

 

Fangen wir aber mit dem 1. August 1991 an - in Romang, im Norden von Argentinien. Es war Wahlkampfzeit in der Provinz Santa Fe. Es ging um den Posten des Gouverneurs. Ein Kandidat hatte ein einziges Wahlkampfmotto:

 

„Ich bin mehrfacher Millionär. Ich habe es nicht nötig, Euer Geld zu klauen. Ich mache das nicht, das verspreche ich. Das ist mein Prinzip. Sonst verspreche ich gar nichts!“


Wer war der Mann? – Seine Vorfahren waren aus der Schweiz ausgewandert. Carlos Reutemann, der ehemalige Formel-1-Pilot. 12 Rennen hatte er gewonnen. Zu den Zeiten von Clay Regazzoni und Niki Lauda. Das ist etwa wie heute Alonso, Raikönen oder Massa.

 

Ich hatte vor 16 Jahren nicht ganz begriffen, was er meinte. Das könne doch nicht sein. Ohne Programm und nur mit dem Spruch „Ich klaue Euch nichts“ kann er doch nicht gewählt werden. Dachte ich. Später habe ich verstanden, was er meinte. Er hat mehr als nur Wort gehalten. Er hat die schwer verschuldete Provinz mit drei Millionen Einwohnern weitgehend entschuldet. Hätte er wollen, er wäre heute Präsident von Argentinien.


Warum war ich 16 Jahren in der argentinischen Pampa? – Es war die 700-Jahr-Feier unserer Eidgenossenschaft. Kein Diplomat hatte Lust auf die 22-stündige Busfahrt. Da hat man halt den Jüngsten nach Romang geschickt. Es lohnte sich. 2000 Leute waren am Fest. – Ich durfte sogar in die Jury zur Wahl der „Miss Provincia!“  

 

Der Name der Miss? Typisch argentinisch? Der von der Silbermedaille schon: Angelina Batistuta. Eine Cousine vom berühmten Fussballer, der 56 Goals für seine Nationalmannschaft schoss. Gewonnen aber hat Annakäthi Bieri. (Ihre Grosseltern waren aus dem Berner Oberland ausgewandert)

 

Ich traf sie zehn Jahre später in Rosario wieder. Sie hatte vier Kinder und war ein bisschen runder als vorher. Sie hatte geheiratet, den Willi Zenhäusern. Sein Grossvater kam aus dem Oberwallis.

 

Daneben hatte ich mit einem andern alten Bekannten aus Romang zu tun, Governador Carlos Reutemann. Wegen der Junioren-Fussball-WM in Argentinien haben wir zusammen gearbeitet.

 

Bei einem Feierabendbierchen fragte ich ihn: „Du hast doch vor vielen Jahren eigentlich nur gesagt: Ich bin nicht korrupt und ich klaue Euch nichts. Wie kann man denn so gewählt werden? Sind denn bei Euch alle Politiker so schlimm, dass das schon genügt?“


Ihr müsst wissen: Carlos Reutemann ist Sozialdemokrat.


“Roland, ich sage Dir etwas. Es gibt nicht nur um das direkte Klauen der Räuber und Betrüger. Stehlen ist auch, wenn man das Geld von den Leuten – locker vom Hocker – gemäss sozialistischer Lehre umverteilt. Viele Versprechungen der Politiker sind nichts anderes als Raub. Was machen sie? Sie nehmen Dir das Geld über die Steuern hinten aus dem Sack und tun grossartig, wenn sie Dir vorne herum knapp die Hälfte wieder zurückgeben. Und sie machen Schulden. Das ist schlecht. Die Leute in dieser Gegend verstehen das sehr wohl. Sie und ihre Eltern sind so betrogen worden.“


Was für Leute wohnen denn in der Provinz Santa Fe, im Norden von Argentinien, nicht weit weg von Brasilien und Paraguay? Was ist das für eine Bevölkerung, welche sich nicht täuschen lässt und die den Staat nicht als Umverteilungsmaschinerie sehen will?

 

Nach der Annakäthi Bieri und dem Willi Zenhäusern seid Ihr vielleicht nicht mehr überrascht. Es sind Leute wie Ihr und ich. Viele Schweizer.

 

Ausgewanderte Baumgartners, Gächters, Freis, Hubers und viele Berner Oberländer, Innerschweizer und Oberwalliser. Die Älteren können noch Deutsch, die Jungen meistens nicht mehr. Mehr als 50'000 Schweizer hatten sich zwischen 1850 und 1940 dort angesiedelt. Sie bekamen null Hilfe vom neuen Staat. Aber die Regierung hat die Leute machen lassen. Etwas war von Anfang an klar: Sie mussten selbständig ihre Farmen aufbauen und bewirtschaften. Viele sind wohlhabend geworden.

 

Argentinien hatte es dank dieser Pioniere bis unter die reichsten Nationen der Welt geschafft. Der Staat akzeptierte die unternehmerische Freiheit und mischte sich nur sehr wenig in die Angelegenheiten der Bürger ein. Das änderte als der linke General Peron mit seiner berühmten Frau Evita (kennt Ihr das Musical mit Madonna?) an die Macht kam. Miteinander erfanden sie den „Peronismus“. Eine Form des Sozialismus.

 

Innert weniger Jahre waren die Reichen nicht mehr reich. Die Armen wurden noch viel ärmer, der Staat war überschuldet und bankrott. Zum Verteilen blieb überhaupt nichts mehr.

 

Heute kennen wir das Land wegen der unzähligen Finanzskandale und einer Inflation von manchmal ein paar hundert Prozent im Jahr. Es gab Zeiten mit über fünfzig Prozent Inflation im Tag. Das heisst: Am Morgen kostet das Brot einen Stutz, am Abend 1.50. Am nächsten Tag Fr. 2.25, am übernächsten Fr. 3.40, usw.

 

Das ist die hinterhältigste Art vom Staat, mit Euch Jungen umzugehen. Es ist geradezu grobfahrlässig, wenn unsere ältere Generation über den Staat Geld verschwendet und das dem Kredit-Konto unserer Kinder belastet!


Aber: „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Das hat Goethe geschrieben. Man kann die Frage auch anders stellen:

 

„Warum denn in die Ferne fliegen, wenn die Schulden vor der Haustür liegen?“ Bleiben wir doch in der Schweiz.

 

Der Staat belastet uns alle auf eine fast unglaubliche Art. Im Moment sitzt allein der Bund auf 130 Milliarden Schulden. Offiziell. Richtig gerechnet sind es noch fast 40 Milliarden mehr. Mit den Schulden von Kantonen und Gemeinden kommen wir auf über 30'000 Franken Erbschuld für jedes Kind, das auf die Welt kommt.

 

Wie viele Zinsen kostet uns allein die Verschuldung des Bundes? Aufgeteilt auf jeden Einzelnen bezahlen wir 1'000 Franken an Zinsen. Jahr für Jahr.

 

Jetzt komme ich nochmals auf Carlos Reutemann zurück. Er hat gesagt:


Staatsschulden: Das sind Schulden, die wir unseren Kindern aufhalsen. Es gibt nichts Ungerechteres auf dieser Welt. Am meisten regt mich auf, wenn diese ganze Gelderverschwendung und Schuldenmacherei unter dem Deckmantel der so genannten sozialen Gerechtigkeit geschieht.“

 

Ich wiederhole es gerne: Carlos Reutemann ist Sozialdemokrat. Wisst Ihr, was ich bedaure? – Erstens, dass er nicht für die Schweiz Formel-1-Rennen gefahren ist und zweitens, dass wir keine solchen Sozis haben.

Wenn wir zu viele Schulden haben, sind wir nicht frei. Das ist privat so. Das ist für einen Staat so.

 

In Argentinien machten nette Verteilpolitiker aus einem der reichsten Länder einen der grössten Schuldner der Welt! Innert einer Generation. Das, liebe Jung-SVPler, sollten wir nicht nachmachen.


Habt den Mut, Nein zu sagen, wenn die Linken vorschlagen, dass es auch noch gut wäre, wenn der Staat dies und das tun sollte.

 
Nach einem „Nein-Sager“ Vorwurf hat Christoph Blocher am 3. Mai 2007 in Mels folgendes gesagt:

„Selbstverständlich habe ich Fehler gemacht in meinem Leben. Viele sogar. Vor allem habe ich in der Politik zu wenig „Nein“ gesagt.“


Wir müssen und können alle kein Christoph Blocher sein. Aber „nein“ sagen, wenn der Staat noch mehr Fett ansetzen will, das können auch wir.

 
Es geht nicht nur um Schulden und hohe Steuern – es geht um das Wichtigste, was der Mensch haben kann: Es geht um die Freiheit von uns allen.

 

Dafür müssen wir jeden Tag kämpfen. Dafür müsst ihr Jungen – mehr noch als wir Älteren – jeden Tag kämpfen. Wenn ich Euch anschaue, denke ich

 

Ihr wollt das! Ihr könnt das!

Das freut mich, darum macht es mir Spass, mit und für Euch Jungen zu kämpfen. Jetzt noch im Kantonsrat und hoffentlich mit Jasi Hutter und Lukas Reimann, die beide heute hier sind, bald schon in Bern.

 

Danke.

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