Fifa-Skandal - Politiker und Experte Büchel in den Weltmedien

veröffentlicht am Freitag, 05.06.2015

St. Galler Tagblatt, Rheintaler, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung, und div. Tagblatt-Kopfblätter


Roland Rino Büchel ist ein intimer Kenner der Fifa. Derzeit ist der SVP-Nationalrat begehrter Gesprächspartner bei Medien aus aller Welt.

Denise Lachat

Vielleicht liegt es an der Übermüdung der letzten Tage. Vielleicht liefert Roland Rino Büchel aber gerade den Beweis für seine Behauptung, dass die Rheintaler zwar «ruchi Sieche» seien, unter der rauhen Schale aber ein butterweiches Herz trügen: Als am Ende des Treffens in Bern das Gespräch auf seine Familie kommt, überwältigen den 49-Jährigen die Gefühle.

«Ohne dies hätte ich in meinem Leben wirklich etwas verpasst», sagt er und wischt sich mit der einen Hand Tränen der Rührung aus den Augen, während er mit der anderen auf dem Natel Fotos seiner Tochter abscrollt. Darauf strahlt ihm ein kecker Blondschopf entgegen, und jetzt strahlt auch Büchels Gesicht. «Ich bin mit 47 Vater geworden. Ein unglaubliches Glück.»

Berufshalber Weltreisender

Büchel ist ebenso spät Vater geworden, wie er sesshaft geworden ist. Eigentlich hätte es sein Vater gerne gesehen, wenn er Automechaniker geworden und in den Familienbetrieb in Oberriet eingestiegen wäre. Doch Büchel machte eine Lehre auf der Bank, und nach dem Studium an der St. Galler HWV nahm die berufliche Laufbahn des Rheintalers die Züge einer Weltreise an. Venedig, Mailand, Paris, Marseille, Buenos Aires, Guatemala-City, Nagano, Lillehammer, Bamako: Als Mitarbeiter im konsularischen Dienst des Schweizer Aussendepartements und später als Projektleiter Sportmarketing richtete er in fast zwanzig Ländern seinen Arbeitsplatz ein.

Dass er so Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch gelernt hat und als früherer Mitarbeiter der Sportmarketing-Firmen ISL und Fifa-Sponsoring ein intimer Kenner der Fifa ist, macht ihn in diesen hektischen Tagen einmal mehr zum begehrten Gesprächspartner der Medien aus der ganzen Welt. Vom «Time Magazine» über die «New York Times», die «Repubblica» und die BBC bis hin zum kolumbianischen Radio wollen alle ein Interview mit ihm. Büchel mimt Verzweiflung: «Wegen Sepp Blatter schlafe ich höchstens vier Stunden pro Nacht.»

Büchel tritt «dem lieben Sepp» ohne Umstände öffentlich auf die Füsse. Er äussert sich kritisch und kenntnisreich über die Fifa, doch ein Blatter-Hasser ist er nicht. Vielmehr einer, der zu Hause Kleingewerbler-Luft geatmet hat und sich ehrlich empören kann über Herrensöhnchen, Luxusgehabe, Verschwendung – und Korruption. Man nimmt es ihm ab, dass ihm heute noch übel wird, wenn er an die über die ISL gelaufenen Schmiergeldzahlungen denkt und den nie richtig aufgeklärten ISL-Konkurs.

«Einer der grössten Schweizer Wirtschaftsskandale», ruft er. Büchel hat sich bei einem gespritzten Bier in Hitze geredet und sagt immer wieder einmal «Tschuldigung», wenn ihm erneut ein Fluchwort in breitem Rheintaler Dialekt entwischt. In SVP-Kreisen ist diese Bodenständigkeit kein Makel, das weiss Büchel natürlich. Etwas gestaunt haben seine Fraktionskollegen über Büchels Ruf nach Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung in internationalen Sportverbänden. 2011 reichte er, der für Jasmin Hutter im Frühling 2010 in den Nationalrat nachrutschte, eine entsprechende Motion ein.

«Eine Traumbesetzung»

Inzwischen ist die Partei dankbar, dass einer der ihren das Thema nicht der Linken überlässt. Parteichef Toni Brunner schwärmt von einer «Traumbesetzung» für die Aussenpolitische Kommission (APK) und freut sich, dass der «weltläufige und extrem fleissige» Büchel in der Partei «offene Flanken abdeckt». Brunner denkt dabei an die Auslandschweizer-Organisation, in welcher der Rheintaler im Vorstand sitzt. Im Rampenlicht stehen APK-Mitglieder zwar selten, und auch Büchel fällt im Bundeshaus wenig auf. Das heisse nicht, dass er keinen Einfluss habe, sagt ein Linker, der Büchels offenen Geist und angenehme Art schätzt.

Die Medien-Anfragen haben sich auf dem Natel gestaut. Büchel stöhnt, fragt, «wo sage ich ab, wem sage ich zu?», doch man merkt unschwer, dass ihm die Aufmerksamkeit auch gut tut. Denn neben zwei privaten Sponsoring-Mandaten weibelt er fast ausschliesslich für die Partei. Die SVP sei seine Wunschpartei, sie trage Sorge zur Schweiz, sagt Büchel, ganz Marketing-Profi.

Als solcher pakcte er bei der Schweizerischen Käseunion zu in den Jahren der Käse-Tenues der Schweizer Ski-Nati und der Swiss Chalets. Abgesagt hat er für die Weltausstellung in Sevilla. Das Motto «La Suisse n'existe pas» regt ihn heute noch auf.

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