Büchel über die Fifa-„Tiifel“ im Fokus von FBI, Bundesanwaltschaft, Parlament und Weltöffentlichkeit

veröffentlicht am Sonntag, 23.11.2014

Ostschweiz am Sonntag


Ostschweiz am Sonntag: Gastkommentar von Roland Rino Büchel

Fifa-„Tiifel“ im Fokus von FBI, Bundesanwaltschaft, Parlament und Weltöffentlichkeit

In den letzten Tagen habe ich viel Englisch reden müssen. Zu solchen Sprachübungen komme ich jeweils, wenn die Fifa neue Kapitel in ihrer Korruptionsgeschichte schreibt. Dann wollen die Medien aus aller Welt wissen, weshalb die Schweiz sich das gefallen lässt.

Dieses Mal geht es um einen geheimen Bericht. Das Papier umfasst 430 Seiten und kostete Millionen. Erst nach Protesten aus aller Herren Länder hat der Fifa-Ethik-Richter seine Darlegung veröffentlicht. Sie ist zehn Mal kürzer als das Original – und Herr Eckert sieht keine Korruptionsbeweise gegen die beiden nächsten WM-Veranstalter Russland und Katar.

Das hat den Fifa-Ethik-Ermittler aus New York zur Weissglut getrieben. „Verfälscht und irreführend“ sei seine jahrelange Arbeit durch seinen Ethik-Kommissions-Kollegen widergegeben worden. Er, Micheal Garcia, habe viel Strafbares herausgefunden.

Jetzt beugt sich mit Domenico Scala ein weiterer Saubermacher über die Papiere. Garcia, Eckert, Scala. Langsam wird es unübersichtlich. Scala hat, nebenbei, noch ein anderes Problem. Vor drei Tagen erhielt er News aus der Karibik. Ein Mitglied aus seinem Fifa-internen „Compliance“-Stab, ist auf den Cayman-Inseln angeklagt worden. Der Grund? Schwerer Verdacht wegen Betrug und Geldwäsche. Mit dreckigen Lumpen bekommt auch die Fifa ihr Haus nicht sauber.

Ungewollt haben die Fifa-Putzequipen auch Hilfe vom amerikanischen FBI erhalten – und von einem ganz schweren Jungen: Chuck Blazer, ehemaliges Fifa-Vorstandsmitglied und schmierig wie kaum ein zweiter, arbeitet als Kronzeuge eng mit den amerikanischen Ermittlern zusammen. Er hilft ihnen, seine korrupten Sportskollegen zu überführen. Die verwendeten Methoden entsprechen jenen, die wir aus James-Bond-Filmen kennen.

Seit gestern ist zudem bekannt, dass eine ehemalige Mitarbeiterin der Katar-Bewerbung ihr umfangreiches Wissen über unsaubere Handlungen der Golfstaat-Funktionäre mit dem FBI teilt. Jetzt fürchtet sie um ihr Leben. Darum mussten die Amis ein aufwendiges Zeugenschutzprogramm hochfahren. Ebenfalls seit dieser Woche befasst sich der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber mit der traurigen Affäre. Und, last but not least, die Schweizer Politik ist mitten in der Arbeit für die „Lex Fifa“.

Dort, nebenbei, sieht es so aus, als ob übertrieben würde. Das ist nicht unüblich. Politiker schiessen gerne über das Ziel hinaus, wenn sie versuchen, Probleme auf dem Gesetzesweg zu lösen.

Dass es auch ohne all diese Massnahmen gehen würde, hat Sepp Blatter schon bewiesen. Innert kurzer Zeit war jeder dritte Fifa-Spitzenfunktionär weg vom Fenster. Die Herren waren wahrscheinlich korrupt. Vor allem aber wollten sie nicht mehr nach der Pfeife Blatters tanzen. Oder, wie der Walliser sagen würde: Sie waren keine Engel mehr, sondern „Tiifel“.

Mischler und Schieber gehören nicht in die Fifa. Der Präsident ist durchaus ist in der Lage, stark zu führen und diese hinaus zu spedieren. Das hat er mehrmals gezeigt. Jetzt muss Blatter nochmals handeln. Sonst riskiert er, dass andere mit ihm „Tschau Sepp“ spielen.

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