50 Jahre Ungarnaufstand und St. Gallen

veröffentlicht am Freitag, 20.10.2006 14.00 Uhr

St.Galler Tagblatt, Appenzeller Zeitung, Wiler Zeitung usw.


zu: Sonderbeilage „Die ungarische Tragödie von 1956 und St. Gallen“ – Tagblatt vom 20.10.2006

Im Oktober 1956 war für die ungarischen Menschen das Gefühl von „Freiheit“ unendlich weit weg. Sie litten unter dem mörderischen Terror des kommunistischen Regimes. Deshalb demonstrierten über 200'000 Arbeiter und Studenten in Budapest. Nach ein paar Tagen fuhr die Rote Armee auf; Freiheitshungrige wurden gnadenlos niedergemetzelt.

Die Bilanz: Tausende Menschen verloren ihr Leben, über 400 wurden später gehängt, 20'000 mussten ins Gefängnis. Doch über 200'000 Personen entkamen. Die Schweiz nahm im Verhältnis zu ihrer Grösse mehr Flüchtlinge auf als jedes andere Land. Jeder half. Die Hausfrau, der Arbeiter, der Bauer, der Gewerbler, der Student, der Uniprofessor.

Professor Kasimir M. Magyar

Die Ungarn wurden gefördert und vor allem gefordert. Sie hatten es nicht immer einfach; sie mussten kämpfen. Doch sie fanden, was sie gesucht hatten – die Freiheit. Sie wollten zeigen, was sie leisten konnten. Viele taten dies auf eindrückliche Art, allen voran Prof. Dr. Dr. h.c. Kasimir M. Magyar.

Er war als junger Student nach St. Gallen geflüchtet. Er arbeitete hart. Seit Jahrzehnten gehört er deshalb zu den besten Marketingleuten weltweit. Talent und Fleiss waren die Grundlage seines Erfolgs. Wir Schweizer haben ihm viel zu verdanken: Dank seinem Wissen haben wir gelernt, unsere Produkte richtig zu verkaufen. – Was macht Professor Magyar ein halbes Jahrhundert nach seiner Flucht aus Ungarn? Er sagt schlicht „Merci“. Und zwar auf schnörkellose Art; so wie es nur die herausragenden Persönlichkeiten beherrschen.

Englischlehrer Hans Fässler

In der gleichen Ausgabe der Zeitung kommt Englischlehrer Hans Fässler zu Wort. Unter dem Titel „Globus und Sklaverei“ erklärt er, dass die schweizerische „Wiedergutmachung“ für die Sklaverei ein Thema bleiben müsse. Sollen wir uns etwa rehabilitieren und zahlen, weil wir nie eine Kolonialmacht waren? Er verlangt zudem, dass wir uns in einen Streit zwischen Frankreich und Haiti einzumischen hätten. Dort geht es um mehr als zwanzig Milliarden Dollars, die das karibische Regime von den Franzosen will.

Zu Recht? Es ist nicht an uns, darüber zu urteilen. Das nützt nichts und hilft nichts. Im Gegenteil: Je weniger wir uns in die Angelegenheiten anderer Nationen einmischen, desto besser können wir helfen, wenn es um Leben und Tod geht. Wie bei der ungarischen Tragödie von 1956.

Roland Rino Büchel

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