Büchel auf Deutschlandfunk zu Blatters erneuter Kandidatur

veröffentlicht am Freitag, 26.09.2014

Deutschlandfunk


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FIFA-Präsident Sepp Blatter hat heute angekündigt, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Seit 1998 ist er oberster Fußball-Funktionär und keiner der vielen Schmiergeldskandale im Weltverband konnte ihn aus dem Chefsessel fegen. Sein Ziel bleibt es, als Reformer in die Geschichte einzugehen. Wir sprachen mit Sylvia Schenk von Transparency International und dem Schweizer Nationalrat Roland Büchel.

Zürich, FIFA-Hauptquartier im September. Sepp Blatter in seiner Lieblingsrolle. Als Saubermann im Saustall. Blatter lädt zum Gipfel. Ein Ethik-Gipfel, ausgerechnet bei der FIFA.

"Die wären gut beraten gewesen, sich einen anderen Ort zu suchen", sagt Sylvia Schenk von Transparancy International." Weil etliche hier gesagt haben, es ist eigentlich sehr merkwürdig mit so einer Veranstaltung hier herzugehen."

Nicht Ethik und Transparenz, sondern Korruption und hemmungslose Selbstbereicherung, das verbinden die meisten mit dem Fußballweltverband. FIFA-Präsident Sepp Blatter will das ändern. Als Reformer in die Geschichte eingehen:

"So stark die FIFA kritisiert wird, sie hat in Sachen Corporate Governance doch einige Dinge gemacht. Ds muss man festhalten", findet der Schweizer SVP-Politiker Roland Büchel, seit Jahren großer Kritiker des Weltverbands. "Viele nachweislich korrupte FIFA-Funktionäre sind rausgeschmissen worden." Allerdings, räumt Büchel ein, ein Kulturwandel habe deswegen offenbar nicht stattgefunden: "Wir sehen es ja, auch die neuen, offenbar sauberen Leute, nehmen Uhren für mehrere 10.000 Euro an."

Aufarbeitung der WM-Vergabe dauert lange

Neu ist auch die zweigeteilte FIFA-Ethikkommission mit Chefankläger Michael Garcia, ehemals Staatsanwalt in New York, und dem Münchener Richter Joachim Eckert. Von ihnen erwartet die Fußball-Welt eine Antwort auf die Frage, ob die WM-Vergaben nach Russland und Katar gekauft worden ist. Doch das wird noch lange dauern.

"Das kann ein Jahr oder zwei Jahre dauern, weiß ich nicht. Ein Abschluss ist aus meiner Sicht zeitlich nicht zu definieren", sagt Richter Eckert. Zumindest die WM in Russland 2018 wird dann kaum noch aufzuhalten sein. Problematisch auch: Der Untersuchungsbericht von Ermittler Garcia soll unter Verschluss bleiben:

"Also wenn die FIFA Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will, dann darf sie da gerade mit dieser Frage Untersuchung Katar keinen Geheimprozess machen. Wenn man sagt: das haben wir herausgefunden, das ist das Ergebnis, aber wir sagen nicht wie wir dazu gekommen sind, das kann Glaubwürdigkeit nicht wieder herstellen", glaubt Transparancy-Frontfrau Sylvia Schenck. Und dann ist da noch die ewige Frage nach Sepp Blatter selbst. Der selbst ernannte Reformer hat die Amtszeitbeschränkung für Präsidenten verhindert, jetzt tritt er wieder an. Zum 5. Mal.

Und sein Gehalt? Will Blatter nicht offenlegen. Für Roland Büchel ein Unding: "Sie können nicht sagen, dass sie ein transparenter Laden seien, wenn sie nicht offenlegen, wie viel der Präsident verdient. Vergessen wir nicht: Die Fifa ist ein normaler Verein, der ja eigentlich den selben Status hat wie ein Kaninchenzüchterverein oder ein Fünftliga-Fussballclub."

Und so bleibt Blatter in seiner Lieblingsrolle als FIFA-Reformer doch nur ein schlechter Schauspieler.

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