Olympiadiskussion auf SRF mit Ogi, Gilli und Büchel

veröffentlicht am Dienstag, 14.01.2014

"Der Club" auf SRF 1


www.srf.ch/sendungen/club/theater-um-olympia

Die Schweiz schickt drei Bundesräte nach Sotschi – Deutschland, Frankreich und die USA boykottieren die Spiele. Welche Haltung ist feige und heuchlerisch, welche mutig und klug? Der richtige Umgang mit dem Willkürstaat Russland polarisiert. Sport und Politik liegen sich einmal mehr in den Haaren.

Eigentlich wollte der russische Präsident Putin mit den Olympischen Spielen in Sotschi demonstrieren, dass er Russland in ein starkes, modernes Land verwandelt hat, das der internationalen Gemeinschaft Respekt einflösst.

Knapp ein Monat vor den Spielen stehen aber Russlands Probleme im Fokus der Öffentlichkeit, statt dessen Erfolge. Sotschi wird von Terroranschlägen bedroht, der bauliche Gigantismus in der wenig entwickelten Region wird angeprangert. Arbeiter, die ihre Löhne nicht erhalten, prägen die Schlagzeilen und Putin versucht, mit spektakulären Begnadigungen politischer Gefangener den Boykott seines Prestigeprojektes abzuwenden.

Es stellt sich einmal mehr die Frage, wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) seine Verantwortung bei der Vergabe der Olympischen Spiele wahrnimmt. Ist es richtig, einen Staat zu berücksichtigen, dessen Gebaren aus westlicher Sicht problematisch ist? Wie sicher sind diese Spiele? Kann bei einem internationalen Grossanlass der Sport wirklich von der Politik getrennt werden? Wie sieht die Zukunft der Olympischen Spiele aus?

Unter der Leitung von Karin Frei diskutieren:

  • Adolf Ogi, Alt-Bundesrat, ehem. UNO-Sonderberater für Sport
  • Gian Gilli, Swiss Olympic, Chef de Mission «Sochi 2014»
  • Roland Büchel, SVP-Nationalrat St. Gallen
  • Alexander Peske, Chefredaktor «Russische Schweiz»
  • Christof Franzen, Russland Korrespondent SRF
  • Olga Sedakova, dreifache Weltmeisterin und 11fache Europameisterin im Synchronschwimmen

Positionen

Adolf Ogi: «Die Erfahrung zeigt, dass ein Boykott nichts bringt, der olympischen Bewegung schadet und die falschen straft, nämlich die Athleten die sich während Jahren vorbereitet haben. ABER die Olympischen Spiele brauchen eine neue Ausrichtung, zurück zu machbaren Spielen auch für demokratisch aufgebaute Staaten.»

Gian Gilli: «Als Chef de Mission freue ich mich natürlich zusammen mit dem Team auf die Spiele und hoffe, dass die Bundesräte uns im Olympischen Dorf besuchen kommen.»

Roland Büchel:

«Die Sportverbände, die Sponsoren, aber auch die Sportler haben viel mehr Macht, als sie sich bewusst sind. Sie müssten mehr Einfluss nehmen, z.B. wenn es um die Wahl des Austragungsortes geht. Das IOC sollte sich nicht nur um die wirtschaftlichen Interessen kümmern, sondern auch seine soziale Verantwortung im gleichen Sinn wahrnehmen.»

Alexander Peske: «Die Sportler sollen an den Spielen teilnehmen. Einen politischen Boykott sehe ich aber durchaus. Man muss sich entscheiden, mit wem man am Schluss auf dem Foto sein will. Die Amerikaner haben das schlau gemacht. Obama geht nicht, aber sie schicken eine Delegation mit einer homosexuellen Frau an der Spitze, die Präsident Putin dann die Hand schütteln wird. Er, der Gesetze gegen Homosexuelle erlässt!»

Christof Franzen: «Ich finde es sehr gut, dass Russland seine eigenen Wintersportgebiete entwickelt und Russland hat sicher auch Anrecht auf die Durchführung der olympischen Winterspiele. Aber die beiden Sachen in so kurzer Zeit zu verbinden war meiner Meinung nach ein Fehler.»

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