Büchel-Kolumne im LEADER: Europas plakativer Optimismus

veröffentlicht am Mittwoch, 27.02.2013

Unternehmermagazin LEADER


 

Europas plakativer Optimismus

Die Angst vor einem Zusammenbruch der Währungsunion schwindet. Am WEF machte sich eine Euphorie zum Euro breit. Ich traute in Davos meinen Ohren kaum. Ist die Währungskrise wirklich überstanden? Was geschieht nach den turbulenten Wahlen in Italien?

Noch vor einem Jahr wurde am WEF darüber diskutiert, wie man den Euro vor dem kompletten Absturz retten könne. Die Existenz der Einheitswährung befand sich auf des Messers Schneide. Heuer war alles anders. Die Krisenszenarien schienen nur noch ein böser Albtraum zu sein.

Ist die Not überstanden und das finanzielle Risiko für die Steuerzahler vom Tisch? Nein. Die Währungskrise tritt in Wellen auf. Es hat in den vergangenen Jahren immer wieder Phasen gegeben, in welchen die Märkte sich beruhigten. Politiker, Unternehmer und Anleger gewannen dann den Eindruck, alles sei überstanden.

Was geschah jeweils? Wir wurden von der nächsten Walze umso heftiger überrollt. Es wird so weitergehen. Zahlreiche Ereignisse, die einen neuerlichen Tsunami auslösen können, stehen an: Was geschieht nach den turbulenten Parlamentswahlen in Italien? Wie lange bleiben die 19 Millionen Arbeitslosen in den 17 Eurostaaten ruhig? Wann brennen in Frankreich die Vorstädte und die Autos wieder?

Nach uns die Sintflut

Die jetzige Entspannung ist trügerisch. Sie ist nicht auf durchgreifende Reformen in den europäischen Krisenländern zurückzuführen. Sondern auf politische Interventionen gemäss dem Motto „Nach uns die Sintflut“. Die Europäische Zentralbank EZB und der Euro-Rettungsschirm ESM mischeln mit die Milliarden wie andere Leute die Jasskarten. Neu bekommen Krisenbanken ihre Rettungsmilliarden direkt aus dem ESM vergütet.

Das ist unverantwortbar und führt eher früher als später in die Katastrophe. Denn die Banken und ihre Chefs müssen nicht mehr für ihre Fehler geradestehen. Und die Krisenländer werden weder ihre Staatshaushalte sanieren noch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Zahlen Staaten ihre Anleihen nicht zurück oder gehen Banken Pleite, so landen die Verluste jetzt ohne Umwege beim Steuerzahler.

Die Bürger bluten

Man muss ein grosser Optimist sein, um zu glauben, dass sich Italien gerade jetzt zu einer echten Reform seines verkrusteten Arbeitsmarktes aufrafft. Und man muss ein ziemlicher Träumer sein, wenn man denkt, dass die linke Regierung Frankreichs den Arbeitsmarkt endlich liberalisiert.

Weil nichts geschieht, werden die Bürger einmal mehr bluten müssen. Bald schon werden die Regierungen Europas versuchen, ihre aufgetürmten Schulden mittels Inflation zu verringern. Sie drucken schon Geld wie nie zuvor. Das ist in höchstem Masse unseriös. Und eine Katastrophe für die hart erarbeiteten Vermögen von Firmen und Privaten, auch bei uns in der Ostschweiz.

Doch das kümmert Europas Politiker und Funktionäre wenig. Für deren hehres Ziel, die Fehlkonstruktion „Euro“ zu retten, müssen andere ihre Opfer bringen.

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