Europol: Weltweit manipulierte Fussballspiele, auch in der Schweiz - Büchel: auch Verbände sind in der Pflicht

veröffentlicht am Montag, 04.02.2013

TV SRF 1 (10 vor 10), Radio SRF 1 (Nachrichten)


Die heutige Pressekonferenz der europäischen Polizeibehörde "Europol" schlug ein wie eine Bombe: Weltweit wurden in den letzten Jahren hunderte Fussballspiele geschoben, von der schweizerischen B-Liga, der so genannten "Challenge League" bis hin zur "Champions League".

Hier (als Auswahl aus den zahlreichen Radio- und TV-Sendungen zum Thema) je ein Bericht von der Nachrichtensendung auf Radio SRF und "10 vor 10" auf dem Fernsehsender SRF1:

www.srf.ch/news/sVerbände in die Pflicht nehmenschweiz/verbaende-in-die-pflicht-nehmen

www.srf.ch/sendungen/10vor10/380-spiele-manipuliert-zu-viel-bezahlt-verdichtetes-wohnen

 

Verbände in die Pflicht nehmen

von Elmar Pozza (SRF)

Auch in der Schweiz wurden Fussballspiele manipuliert. Das ist seit den Gerichtsprozessen um den Wettskandal bekannt. Doch bislang fehlen rechtliche Instrumente, um den Betrügereien einen Riegel zu schieben. Das soll sich bald ändern.

Das grosse Puzzle
Dass es in der Schweiz nicht einfach ist, gegen manipulierte Fussball-Spiele und betrügerische Wetten vorzugehen, zeigte sich letzten November. Damals sprach das Bundesstrafgericht trotz klarer Beweislage drei ehemalige und aktive Fussballspieler sowie einen mutmasslichen Drahtzieher frei.

Der Grund: Die betrügerischen Wetten wurden via Computer gemacht. Laut dem geltenden Schweizer Strafrecht kann man aber nur eine Person betrügen, nicht einen Computer. Das Urteil zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Bundesrat will neues Gesetz
Mit einem speziellen Strafrechtsartikel gegen Sportbetrug will nun der Bundesrat gegen die Missstände vorgehen. Dazu hat die Landesregierung dem Bundesamt für Sport einen Auftrag erteilt. Bis Ende Jahr soll das Baspo entsprechende Vorschläge präsentieren.

Die Arbeit laufe auf Hochtouren, bestätigt denn auch Baspo-Sprecher Christoph Lauener: «Wir werden Vorschläge machen, die diese Art der Spielmanipulation in Zukunft besser werden unterbinden lassen.»

Nur ein Mosaikstein
Doch es gibt Stimmen, die nicht an das alleinige Heil durch ein Gesetz glauben. So etwa SVP-Nationalrat Roland Büchel. Der frühere Sportmanager fordert schon lange eine härtere Gangart gegen Sportbetrüger. Vor mehr als zwei Jahren schlug er einen Strafrechtsartikel gegen Sportbetrug vor.

Diese Massnahme allein genüge jedoch nicht, ist Büchel überzeugt: «Man kann nicht meinen, man könne jetzt ein Gesetzlein machen bei uns und dann sei alles gelöst», sagt der SVP-Politiker.

Ein neuer Strafrechtsartikel könne nur ein Mosaikstein sein auf dem Weg zu einem sauberen Sport, so Büchel weiter. Notwendig sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Ländern.

Verbände in die Pflicht nehmen
Vor allem aber müsse die Politik auch die Fussballclubs und die Sportverbände in die Pflicht nehmen. Gerade bei letzteren liege noch vieles im Argen, sagt Büchel.

Undurchsichtige Machenschaften seien dort weit verbreitet. «Wie wollen Sie eine Ethik-Kultur unter den Sportlern etablieren, wenn in den Verbänden an der Spitze schwer korrupte Leute sitzen, gegen die nichts getan wird?», fragt er rhetorisch.

Es sei dringend nötig, dass im Kampf gegen betrügerische Sportwetten alle mitmachten, sagt der SVP-Politiker und Sport-Experte.

Denn hinter dem Wettbetrug steckten richtig grosse Fische: Die «kleinsten Gauner» seien wahrscheinlich noch die Sportler, die betrügen. Dahinter aber stünden internationale «mafiöse Organisationen».

Das seien «Riesenapparate», so Büchel. Gegen diese internationale Wettmafia steht ein jahrelanger Kampf bevor.

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