Olympische Winterspiele St. Moritz 2022 - Geld und Spiele, Büchels Podium im Tagblatt

veröffentlicht am Dienstag, 22.01.2013

St. Galler Tagblatt, Appenzeller Zeitung, Der Rheintaler, Wiler Zeitung, Toggenburger Tagblatt, div. Regionalzeitungen


 

St. Moritz 2022 – Geld und Spiele

Seit Monaten weibeln Olympia-Lobbyisten, der Bundesrat und das Bundesamt für Sport bei uns Parlamentariern für die sogenannte Olympia-Milliarde. Auch der Blick macht Stimmung für die „einmalige Chance“ für die Schweiz. Doch allen Behauptungen zum Trotz – Winterspiele sind kein Projekt von nationaler Bedeutung und keine einmalige Chance.

„Klein“ sollen die Spiele sein, „Bescheidenheit“ laute das Motto. Sagt der Bundesrat. Dem ist nicht so. Schon heute steht fest, dass es mehr Disziplinen und Athleten geben wird als je zuvor. Pro Teilnehmer werden zwei Armeeangehörige oder Polizisten im Einsatz stehen. Allein das kostet Unsummen.

Auch das knapp dotierte St. Galler Polizeikorps wird viele Leute stellen müssen. Zudem braucht es Polizisten aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland. Heute ist schon klar, dass das Organisationskomitee nicht gewillt sein wird, die Kantone adäquat abzugelten. Das war bei der Euro 2008 so; es wird beim Olympia 2022 nicht anders sein.

Mehr als 100'000 Franken Sicherheitskosten pro Athlet

Allein die Kosten für die Pseudo-Sicherheit des hoch militarisierten Events betragen mindestens 410 Millionen Franken. Das macht mehr als 100‘000 Franken pro Athlet – gemäss aktueller Budgetplanung. Diese wird, wie immer bei solchen Anlässen, in der Realität nicht ausreichen.

Doch das muss das IOC nicht kümmern. Der steuerbefreite Megakonzern verdient seine Milliarden mit den Marketing- und TV-Rechten und lässt die grossen Rechnungen von anderen bezahlen.

Dass die Schweizer Promotoren massiver klotzen wollen als Putins Russen, zeigen die Ausgaben für das Kandidaturdossier. Dieses kostet 60 Millionen Franken.

Kenner der Szene sagen mir, dass offiziell weder Sotschi für 2014 noch irgendein früherer Organisator von Winterspielen mehr Geld aufwendete, um den Anlass zu bekommen. Es ist fast doppelt so viel wie das gesamte Budget der Leichtathletik-EM 2014 in Zürich. Oder mehr als das Fünfzigfache des gesamten Durchführungs-Budgets der letzten Olympischen Winterspiele in St. Moritz.

Millionenpropaganda

30 Millionen gehen zu Lasten der Steuerzahler zwischen Genf und Rorschach. Diese Millionen werden auch für eine beispiellose Propaganda eingesetzt. Viele nationale Politiker folgen kritiklos den bestellten Umfragen und Studien der Promotoren.

Natürlich gibt es für einige Firmen Geld zu verdienen, ganz speziell für eine: Die Sportmarketing-Agentur InfrontRingier ist für das Geldeintreiben zuständig. Die Mittel aus dem Sponsoring-Kuchen, die für das Projekt gesprochen werden, fehlen dem übrigen Schweizer Sport an allen Ecken und Enden und auf allen Stufen.

Das kümmert Blick-Verleger Ringier nicht. Falls St. Moritz den Zuschlag erhält, wittert der Konzern die Chance, mit den olympischen Ringen ganz schön Geld zu machen.

Wird die eidgenössische Politik die Milliardenspiele ermöglichen? Zwar äusserten sich bisher sämtliche Parteien, ausser der BDP der Bündner Bundesrätin, sehr kritisch. Trotzdem werden viele meiner Kollegen nicht mit kühlem Kopf entscheiden, wenn sie im Bundeshaus auf den Abstimmungsknopf drücken. Sondern wie Sportfans, die sich um die Defizite nicht zu kümmern haben.

Der Bundesrat handelt undemokratisch und unschweizerisch

Was stört mich persönlich am meisten? Der Bundesrat handelt undemokratisch und unschweizerisch: Er will verhindern, dass die Schweizer Bürger die Möglichkeit erhalten, über die Milliardenausgabe abzustimmen. Zudem werden Gesetze ausgehebelt, und unsere Polizisten müssen in unserem Land das durchsetzen, was den Herren der Olympischen Ringe genehm ist.

Am 3. März 2013 können die Bündner Stimmbürger der politischen Hyperaktivität, trotz „Subvenziuns“ aus dem Unterland und aufwändig organisiertem Werbefeldzug, ein Ende setzen. Bei einem Nein sind die hochfliegenden Pläne vom Tisch. Und die Politik kann sich wieder wichtigeren Themen widmen.

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