Schule und Bürger: HarmoS oder Demokratie?

veröffentlicht am Samstag, 17.05.2008 11.49 Uhr

Der Rheintaler, Rheintailische Volkszeitung


HarmoS oder Demokratie von Roland Rino Büchelvon Roland Rino Büchel

In den letzten Wochen ist viel über „HarmoS“ geschrieben worden. Es geht um einen überkantonalen Vertrag und um die Volksschule. Sie ist uns lieb und (sehr) teuer geworden.

In den meisten Gemeinden wird über die Hälfte des gesamten Budgets für die Schulen verwendet, in manchen sind es mehr als drei Viertel aller Ausgaben. Grund genug, die Mittel intelligent einzusetzen. Doch die Finanzen sind nicht alles.

HarmoS ist quasi der Modelltraum aller staatsgläubigen Zentralisten. Das Konstrukt nimmt uns Bürgern das Recht, über die Bildung wie bisher selbst zu bestimmen. In den Kantonen Graubünden, Thurgau und Luzern kamen darum die Referenden gegen diese Entrechtung der Stimmbürger und Eltern innert kürzester Frist und mit einem Rekordergebnis zustande.

In Appenzell überzeugte eine sechsfache Mutter das Landsgemeindevolk gegen die Regierenden. Die Innerrhödler schützten ihre „Gofen“ und versenkten am 25. April mit grossem Mehr ein Schulgesetz, welches sie „harmosfähig“ gemacht hätte. Weshalb all das?

Die Kämpferinnen und Kämpfer aus dem Volk sind gegen eine generelle Schulpflicht ab dem vierten Altersjahr. Und sie wollen weiterhin verantwortungsbewusste Klassenlehrer. Fast unglaublich: Gemäss HarmoS sollen diese ab der Basis-Stufe durch „Teamplay“ ersetzt werden. In Schulversuchen für das HarmoS-System gibt es bereits heute Unterstufen-Klassen mit bis zu zehn Lehrern. Die Kinder können zum Teil nicht mehr sagen, von wie vielen „Teamplayern“ sie unterrichtet werden!

Wer ist verantwortlich für diese „Fortschritte?“ Es sind viele Funktionäre um den abtretenden St. Galler Regierungsrat Stöckling, den Vielreisenden. Dieser mag sich in seiner Rolle als Chef der Erziehungsdirektorenkonferenz und bei seinen weltweiten Auftritten mit den diversen Bildungsministern so wohl gefühlt haben wie eine Made im Speck.

Auch CVP-Frau Lucrezia Meier-Schatz würde am liebsten per Dekret regieren. Sie sagte am Muttertag: „Unserer Gesellschaft ist mehr Familienfreundlichkeit zu verordnen!“ Hoppla. Jetzt wissen wir, was wir zu tun haben – stramm stehen und auf Befehle warten. Hoffentlich wird den Kindern nach Madame Meiers Träumen der Schul-Schatz nicht gleich „mitverordnet“.

Demokratie funktioniert nicht per Befehl von oben. Die erwähnte Frau wird nie für die St. Galler Schulen zuständig sein. Denn sie musste bei den St. Galler Wählern unten durch. Die Volksschule wieder in den Griff zu bekommen, ist die Aufgabe des neuen Regierungsrats und Erziehungsdirektors Stefan Kölliker, noch mehr aber von uns Stimmbürgern. Welchen Auftrag können wir ihm geben?

Informationen dazu gibt es unter www.nein-zu-harmos.ch. Wenn wir hier unser Recht auf ein direktes Mitwirken nicht verlieren wollen, braucht es als ersten Schritt 4'000 Unterschriften bis Ende Monat. Damit auch in unserem Kanton wieder klar ist, dass das Volk das Sagen hat.

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