Büchel im Duell - Jung und politisch

veröffentlicht am Donnerstag, 20.09.2007 19.40 Uhr

St. Galler Tagblatt



Bildlegende (v.r.n.l.) - Roland Rino Büchel (mit Mikrofon), National-
rat Walter Müller, die Moderatorinnen Desirée Vetsch, Andrea
Bischofberger und Nationalrat Jakob Büchler.


Organisatoren und Teilnehmer/innen


Jung und politisch

Podiumsdiskussion: Jugendliche politisierten mit Nationalratskandidaten

Eine Politdiskussion zwischen Jung und Alt: Vier Kantischülerinnen haben im Rahmen von «Young Commitment» eine Podiumsdiskussion veranstaltet.

Katja Müller

Die vier Kantischülerinnen sind zufrieden. «Alles ist nach Plan gelaufen und das Moderieren hat Spass gemacht», sagt Ursula Keller. Sie hat zusammen mit Désirée Vetsch, Andrea Bischofberger und Samire Bajrami eine Podiumsdiskussion mit Nationalratskandidaten organisiert.

Die vier 18-Jährigen bilden eine lokale Untergruppe der Initiative «Young Commitment», die Jugendliche für Politik interessieren will (Kasten). «Welchen Aufwand das Ganze mit sich bringen würde, haben wir erst später realisiert», sagt Ursula Keller. Umso mehr haben sich die vier Schülerinnen der Kanti am Burggraben ins Zeug gelegt: Sie moderierten die Diskussion gleich selber.

Diskussion und Duelle

Am Dienstagabend fand der Anlass in der Aula der Kanti statt, auf den sie wochenlang hingearbeitet hatten. Rund 80 Personen waren gekommen, vor allem Junge. In einer ersten Runde diskutierten Claudia Friedl (SP), Jakob Büchler (CVP), Walter Müller (FDP) und Roland Rino Büchel (SVP) zum Thema Jugendarbeitslosigkeit. Müller plädierte dafür, die Ursachen genau anzuschauen, statt Symptome zu bekämpfen.

Während sich Claudia Friedl für Brückenangebote stark machte und eine Förderung im Vorschulalter forderte, sprach sich Roland Büchel vor allem für eine Unterstützung der Wirtschaft aus. Wenn die Wirtschaft laufe, gebe es auch mehr Stellen für Junge.

Jakob Büchler appellierte an die Jungen, sich flexibel zu zeigen und nicht an einem Berufswunsch festzuhalten. Im zweiten Teil des Abends wurden zwei «Duelle» (Jungpolitikerin gegen «gestandene» Politiker) zum Thema Jugendgewalt ausgefochten.

Eine Überraschung bot sich, als Roland Rino Büchel (SVP) gegen Jasmin Wehlitz (J-FDP) antrat. Auf die Frage, ob die geplante Video-Überwachung Gewalt verhindern könne, sprach er sich – im Unterschied zu seiner Partei – gegen die Kameras aus. «Das ist eine absolute Katastrophe», sagte er. Die Polizei solle ihren Job machen und mehr Präsenz zeigen anstatt sich im Büro zu verschanzen und Video zu schauen.

Die beiden Duelle verliefen fast ohne Meinungsverschiedenheiten. Einwände, vor allem gegen die Politik der SVP, kamen in erster Linie aus dem Publikum. Die Moderatorinnen fragten gekonnt nach oder zeigten Unklarheiten auf. «Es gibt in punkto Jugendgewalt keine einheitliche gesamtschweizerische Statistik», erwiderte Samire Bajrami auf die Bemerkung des SVP-Vertreters Toni Thoma, die Statistik zeige ein klares Bild. Yvonne Suter (J-CVP), die Gegenspielerin von Thoma, stimmte ihm in vielem zu. Sie pochte aber auf die Durchsetzung der bestehenden Gesetze anstatt neue zu erlassen.

«Junge können mitreden»

Einen Tag nach dem Podium ziehen die vier Organisatorinnen eine erste Bilanz. Ziel der Fragen sei es gewesen, den Politikern konkrete Lösungsvorschläge zu den Problemen zu entlocken, sagt Andrea Bischofberger. Dies sei ihnen nur teilweise gelungen, das Klischee habe sich bestätigt: «Politiker können sehr viel reden, ohne etwas Konkretes zu sagen.»

Die Teilnehmer seien zudem zurückhaltend gewesen. «Sie hätten ruhig etwas aggressiver sein können», meint Andrea Bischofberger. Der Aufwand für die Organisation habe sich aber gelohnt. «Es war spannend, Kontakt mit Politikern zu haben», sagt Ursula Keller. Die vier sind sich einig, dass sie kritischer geworden sind. Und eines habe sich auf jeden Fall gezeigt: Es lohne sich, sich zu engagieren. «Politik wird nicht nur von Älteren gemacht, auch die Jungen können mitreden», sagt Ursula Keller.

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