Die Wende am Berglischwinget (Grüne gegen SVP)

veröffentlicht am Mittwoch, 05.03.2008 08.53 Uhr

Der Rheintaler


Völlig neu: Die Presse stellt sich auf die Seite der SVP... Im fein verfassten Artikel "Die Wende am Berglischwinget" schrieb der Autor die SVP zur Siegerin. Es war leider nicht so. Die Grünen hielten nicht nur dagegen - sie gewannen den Kampf sogar ganz knapp. Der "Hosenlupf" war der Auftakt zu einer guten Politdiskussion, wo zwar hart, aber trotzdem offen und fair diskutiert wurde.

Fazit: Es ist eine gute Sache, dass meine beiden Kantonsratskollegen Meinrad Gschwend (Grüne) und Marcel Dietsche (SVP) die Herausforderung der Jungen Grünen zum Hosenlupf angenommen haben. Keiner hat kompliziert oder schwierig getan. So haben wir den Anlass zu dritt auf die Beine gestellt; das geht auch unter Politikern verschiedener Parteien. Das freut mich.

(Roland Rino Büchel)

-----------------------------

Die Wende am «Berglischwinget»

von Claudio Donati

Politiker, die handgreiflich werden: Solche Szenen ist man sich vielleicht vom ukrainischen Parlament gewohnt. Dass dies nun auch im Rheintal geschehen musste, daran sind Böse der Jungen Grünen und der SVP schuld. Im Montlinger «Kreuz» legten sie sich gegenseitig aufs Kreuz – am inoffiziellen «Montliger Berglischwinget» zwischen Kantonsratskanditaten der beiden polarisierenden Lager.

Das Recht des Stärkeren

Der etwas andere politische Kampf sollte den Saal füllen. Denn allzu oft mussten die Politiker ihre Weisheiten vor leeren Stühlen erzählen. Es kamen zwar rund 50 Leute, zählt man aber Angehörige, Medien und Parteifreunde ab, bleibt eine Handvoll.

Die Grünen gehören im Rheintal zwar eher zu den Halbstarken und die SVP zu den Kraftbolzen. Aber beide Parteien kommen gestärkt aus den Nationalratswahlen. Faire Voraussetzungen also, den Sieger über das Recht des Stärkeren zu bestimmen.

Die schwarze Katze auf dem Plakat der Jungen Grünen hinter dem improvisierten Turnmatten-Kampfring demonstrierte, dass sie dem manchmal laut brüllenden Löwen SVP die Krallen zeigen wollten.

Das Kräftemessen der Eintagesschwinger begann gut für die Grünen. Zwischen Ulrike Böse aus Altstätten und Karin Sieber (Balgach) ging es eher harmlos als böse zu und her. Die Beiden fanden gar Zeit zu reden und zu lachen. Nach den vier Minuten entschied der Unparteiische, Karl Steiger sen. aus Altstätten, auf einen Gestellten (Unentschieden), wobei Böse doch etwas böser war und einen Viertelpunkt mehr erhielt.

Ramon Hüppi (Marbach) baute den Vorsprung nach seinem Sieg gegen den Altstätter SVP-Mann Philippe Sinz aus. Bei Halbzeit lag die in letzter Zeit so erfolgsverwöhnte Partei SVP deutlich hinten. Verkehrte Welt? Würde sie, die oft zitierte stärkste Kraft, eine historische Niederlage erleiden?

Das Ende oder die Wende?

Es lag nun am Kriessner Marcel Dietsche und am Oberrieter Peter Eggenberger, den Sturz zu verhindern. Immerhin, beide sind erfahrene Ringer. Aber auf Dietsche wartete mit Ismael Albertin aus Marbach einer, der in seiner Jugend gar im Schwingklub war. Ismael wurde wie sein biblischer Namenspatron ausgestossen – aus dem Kampffeld. Für ihn war es oft die Rettung, damit ihn der kräftige Dietsche nicht auf die Matte legen konnte. Der zierlichere Albertin, ein Langstreckenläufer, wehrte sich mit allem, was er hatte. Die Beiden boten einen ungestümen Kampf. Das Publikum feuerte an, klatschte, sogar Kuhglöckchenklänge waren zu hören.

Aber die Uhr tickte gegen Dietsche und seine SVP, die Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten und bereits war von Komplott die Rede, als Dietsche kurz vor Schluss der rettende Wurf gelang. Die Wende zeichnete sich ab, die Prognosen schienen wieder einmal alle falsch gewesen zu sein. Abgerechnet wird eben am Schluss.

«Du als SVP-Sympathisant musst wissen: Spätestens jetzt wird es ein politischer Kampf», ermahnte Moderator Hansjürg Vorburger Ringrichter Karl Steiger scherzhaft. Der letzte Gang dauerte kaum zwei Minuten. Eggenberger machte mit Leuenberger (nicht Bundesrat Moritz, sondern Flavio aus St. Margrethen) kurzen Prozess und besiegelte den Triumph der SVP.

Als Preis winkten keine Mandate, auch kein prächtiger Muni, sondern eine Geiss – aus Holz, rund 5cm gross. Auch diese kann die SVP brauchen. Zum Spielen, für Maskottchen Zottel.

 

Alle Aktuellbeiträge